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Eine schlafende Frau die mit Migräne im Bett liegt, mit einem grünen Handtuch auf der Stirn.
Asger Hee Stjernholm, MSc

Was ist Migräne?

Migräne ist eine Erkrankung des Nervensystems die sich durch starke Kopfschmerzattacken bemerkbar macht und oft mit Übelkeit und Licht- und Lärmempfindlichkeit einhergeht. Bereits vor 3.500 Jahren wurde das erste Mal von Migräneattacken berichtet; die Krankheit könnte so alt wie die Menschheit sein. 

Es handelt sich um die häufigste Erkrankung des Nervensystems und betrifft bis zu 14,7% der Weltbevölkerung – über eine Milliarde Menschen. Wenn alle Migränepatienten nebeneinander in einer Reihe stehen würden, würde diese Reihe mehr als 12 mal um die Erde gehen! Während Sie diesen Satz lesen, erleiden gerade Hunderttausende von Menschen weltweit eine Migräneattacke.

Darstellung der Erde als Kuchendiagramm, in dem die prozentuelle Anzahl der Migränepatienten weltweit dargestellt wird.
Das Leben mit Migräne kann sehr anstrengend sein, nicht nur wegen der Attacken selbst sondern auch wegen des Stresses der mit dem Warten auf einen Anfall einhergeht. Daher fühlen sich viele so als hätte die Migräne ihr Leben im Griff. Das kann sehr frustrierend und entmutigend sein, und erhöht wiederum den Stress wenn die Teilnahme an schulischen oder beruflichen Aktivitäten eingeschränkt wird und man weniger Zeit mit Freunden und Familie verbringen kann.


Handelt es sich bei meinen Kopfschmerzen um Migräne?

Migräne kann von Person zu Person sehr unterschiedlich sein, und sogar von Attacke zu Attacke. Migräneattacken können von ein paar Stunden über mehrere Tage dauern, und sich im Hinblick auf die Schmerzintensität stark unterscheiden. 

Wichtig ist aber dass es sich bei Migräne um etwas anderes und nicht nur um “Kopfschmerzen” handelt. Beim Großteil der Kopfschmerzen handelt es sich um sogenannte “Spannungskopfschmerzen” die durch Muskelverspannungen in Gesicht und Nacken entstehen. Migränekopfschmerzen können folgendermaßen von Spannungskopfschmerzen unterschieden werden:

  1. die Schmerzen sind viel stärker und dabei pochend oder pulsierend
  2. die Schmerzen werden von anderen Symptomen begleitet, oftmals Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit und Energieverlust
  3. Migräneattacken setzen den Betroffenen viel mehr außer Gefecht als Spannungskopfschmerzen; viele Migränepatienten sind während ihrer Attacken nicht in der Lage, etwas anderes zu tun als im Bett zu liegen

Die häufigsten Migränearten sind Migräne mit Aura und Migräne ohne Aura. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist, dass der Migräne mit Aura ganz bestimmte Symptome vorausgehen. Diese Symptome tauchen ca. 5 bis 60 Minuten vor den Kopfschmerzen auf und können als helle oder blinde Flecken im Gesichtsfeld wahrgenommen werden, wie auch als Tunnelblick oder Zick-Zack-Linien, ein Taubheitsgefühl in den Fingern oder Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden.

Abbildung der Zick-Zack-Linien die bei einer Migräneaura auftreten.
Manche Patienten haben Attacken sowohl mit als auch ohne Aura. Beiden Migränetypen gehen oft Warnsignale voraus die eine Attacke ankündigen; diese können Stunden oder Tage vor der eigentlichen Attacke auftreten. Die Symptome beinhalten starke Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen, mehr oder weniger Appetit als sonst, Nackensteifheit, und andere die sehr von der einzelnen Person abhängig sein können. Es kann sehr hilfreich sein, das Identifizieren dieser Warnsignale zu erlernen um die Anwendung von verschiedenen Behandlungen abzustimmen.


Was löst eine Migräneattacke aus?

Manche Menschen haben sehr spezifische „Trigger“, die eine Migräneattacke auslösen können, z. B. Schlafmangel, niedriger Blutzucker, Wassermangel, Stress, Sport, Alkohol und Menstruation. Viele dieser Trigger beeinflussen die Energiezufuhr an das Gehirn. Allerdings kann für viele Attacken nicht ein bestimmter Trigger verantwortlich gemacht werden; eher ist es so dass viele verschiedene Trigger gemeinsam wirken.


Was passiert im Gehirn während einer Migräneattacke?

Bis ca. 1990 war sehr wenig darüber bekannt was im Gehirn während einer Migräneattacke passiert. Aber moderne Messtechniken und Bildgebungsverfahren beginnen langsam die Mechanismen, die Attacken triggern und Symptome auslösen, zu enthüllen. Während einer Migräneattacke ist das chemische und elektrische Gleichgewicht des Gehirns stark gestört, und es kann lange dauern bis der Körper dieses Gleichgewicht wieder hergestellt hat und in einen schmerzfreien Zustand zurückgekehrt ist. Es ist daher nicht überraschend dass sich viele Patienten noch Stunden nach der Attacke ausgelaugt fühlen.


Wer bekommt Migräne?

Migräne ist häufig (aber nicht immer) familiär bedingt, die Gene scheinen daher eine Rolle dabei zu spielen ob jemand Migräne bekommt. Migräne kommt bei Jungen und Mädchen gleich häufig vor, aber nach der Pubertät sind Mädchen und Frauen häufiger betroffen – ein Anzeichen dass auch Hormone mit großer Wahrscheinlichkeit eine Rolle bei Migräne spielen. 

Frauen leiden am meisten in ihren Dreißigern und Vierzigern unter Migräne, während die Krankheit bei Männern relativ konstant ist. Der durchschnittliche Migränepatient hat ungefähr eine Attacke pro Monat. Es gibt aber starke Unterschiede zwischen einzelnen Personen: manche haben nur ein oder zwei Attacken während ihres Lebens, und andere mehrere pro Woche. Patienten die an 15 oder mehr Tagen pro Monat Kopfschmerzen haben von denen mindestens acht migräneartig sind leiden unter chronischer Migräne, einer sehr ernsten Erkrankung. In Zusammenhang mit chronischer Migräne kann durch ein Zuviel an Medikamenteneinnahme auch ein sogenannter Medikamentenübergebrauchskopfschmerz (MÜK) entstehen. Bei diesem Zustand leiden die Betroffenen täglich unter Kopfschmerzen. Bei MÜK entwickelt sich ein Teufelskreis bei dem die Medikamente die Kopfschmerzen chronisch gemacht haben, sich die Symptome aber beim Absetzen der Medikamente verschlimmern. In solchen Fällen sollte man gemeinsam mit ärztlicher Unterstützung versuchen den Teufelskreis zu durchbrechen und für bis zu 12 Wochen auf Medikamente zu verzichten damit sich das Gehirn wieder umstellen kann.


Migräneattacken behandeln

Obwohl es keine Heilung gegen Migräne gibt, haben viele Patienten weniger und leichtere Attacken wenn sie älter werden. Viele lernen auch wie sie ihre Migräne am besten behandeln und – bis zu einem gewissen Grad – wie sie ihre Trigger erkennen und vermeiden können. Dennoch können Migräneattacken kaum ganz vermieden werden.
Eine schlafende Frau die mit Migräne im Bett liegt, mit einem grünen Handtuch auf der Stirn.

Die meisten Migränepatienten ziehen es vor sich während ihrer Attacken in einem dunklen, stillen und kühlen Raum aufzuhalten und wenn möglich zu schlafen. Davon abgesehen unterscheidet sich die optimale Behandlung von Patient zu Patient, und es kann einige Versuche brauchen die für sich richtige zu finden. Migränemedikamente lassen sich in drei verschiedene Typen aufteilen: 

  1. Rezeptfreie Medikamente wie Aspirin, Ibuprofen und Paracetamol. Diese Arzneimittel sind in der Regel nicht sehr teuer und können die Kopfschmerzen etwas abschwächen, besonders wenn es sich um schwache oder moderate Schmerzen handelt. Unglücklicherweise richten diese Medikamente nichts gegen die anderen Migränesymptome aus. In manchen Fällen werden die Schmerzmittel mit Koffein kombiniert; das kann bei gewissen Migränepatienten die Wirkung der Behandlung steigern.
  2. Triptane. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Medikamenten die auf -triptan enden (z. B. Sumatriptan, Rizatriptan usw.). Triptane wurden in den 1990ern eingeführt und sind im Allgemeinen wirksamer als rezeptfreie Medikamente, obwohl sie teurer sind. Obwohl viele Patienten eine gute Wirkung mit Triptanen erzielen, können sie problematische Nebenwirkungen verursachen und sollten nicht von Patienten mit Herzerkrankungen, Bluthochdruck, in Kombination mit Antidepressiva oder von Kindern, schwangeren oder stillenden Frauen angewendet werden. Bei Triptanen ist es auch wichtig sie zum richtigen Zeitpunkt einzunehmen: sie sollten zu Beginn der Attacke eingenommen werden, aber auch nicht zu häufig da sie sonst Herzbeschwerden verursachen können. Das Dilemma: bei den ersten Anzeichen einer Attacke mit der Behandlung beginnen (wodurch das Risiko besteht, dass zu viele Triptane eingenommen werden) oder warten, bis sicher ist, dass eine Attacke bevorsteht (und damit das Risiko eingehen zu spät zu behandeln).
  3. Medikamentöse Prophylaxe. Bei manchen kann Medikamentenprophylaxe dazu beitragen, die Anzahl der Attacken zu verringern. Medikamente zur Vorbeugung von Attacken werden aufgrund ihrer Kosten und des Risikos von Nebenwirkungen im Allgemeinen nur bei Patienten mit sehr häufiger und/oder schwerer Migräne eingesetzt oder bei solchen bei denen rezeptfreie Schmerzmittel oder Triptane keine Wirkung zeigen. Diese Art von Medikamenten wurde ursprünglich für Epilepsie, Bluthochdruck oder bei Depression eingesetzt. Es ist nicht klar, warum sie manchmal bei Migräne wirken. 

Es gibt viele verschiedene alternative oder ergänzende Behandlungen für Migräne. Einige der wirksamsten basieren auf Biofeedback- und Entspannungstechniken. Patienten mit Magnesium-, Vitamin B12- oder Coenzym Q10-Mangel können eine Verbesserung erfahren, wenn sie diese als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. 

Im Allgemeinen hängt eine wirksame Prävention und Behandlung von Migräne davon ab, das natürliche Gleichgewicht des Gehirns aufrechtzuerhalten, indem man Trigger vermeidet und bei Störungen das Gleichgewicht schnell wiederherstellt. Je schneller das geschieht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Attacke kontrolliert, verringert oder vollständig vermieden werden kann.

Eine Frau und ein Mann die auf einem Balken balancieren.


Zusammenfassung

  • Migräne ist eine sehr häufige Erkrankung
  • Eine Migräneattacke ist kein gewöhnlicher Kopfschmerz
  • Durch Migräneattacken wird das natürliche chemische Gleichgewicht des Gehirns gestört
  • Ein Zuviel an Schmerzmitteln kann zu chronischen Kopfschmerzen führen
  • Migräne wird für gewöhnlich mit Ruhe, Triptanen und/oder rezeptfreien Schmerzmitteln behandelt
Eine Frau die zuerst gesund ist und danach mit einer Migräneattacke im Bett liegt.
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