Akupunktur ist eines der ältesten und am häufigsten verwendeten medizinischen Verfahren der Welt. Allerdings bleibt Akupunktur zur Behandlung von Migräne weiterhin unumstritten.
Einige Migränepatienten finden, dass die traditionelle chinesische Medizin wirklich zur Linderung von Kopfschmerzen beiträgt, während andere kaum oder gar nicht davon profitieren. Was ist der Grund für diese Unstimmigkeit? Und wie können Sie herausfinden, ob Akupunktur bei der Behandlung Ihrer Migräne helfen kann?
In diesem kurzen Beitrag berichten wir über alles, was es über Akupunktur zur Migränebehandlung zu wissen gibt und was die Wissenschaft über diese Form der Alternativmedizin sagt.
Was ist Akupunktur und wie funktioniert sie?
Die Akupunktur ist eine therapeutische Behandlung, bei der feine Nadeln sanft durch die Haut gestochen werden. Sie wurde vor über 2.000 Jahren in China entwickelt und hat in jüngster Zeit im Westen zunehmend an Popularität gewonnen. In Europa gibt es heute etwa 80.000 Akupunkteure.
Was bewirkt Akupunktur?
Um Akupunktur zu begreifen, müssen wir zunächst die Grundlagen der chinesischen Medizin verstehen. Die Chinesen glauben an eine Form von Energie, die als Qi bekannt ist. Es wird angenommen, dass diese Energie entlang von Meridianen auf der Oberfläche des Körpers fließt. Wenn diese Energie bzw. das Qi gestört wird, kann es zu Krankheit und Leiden kommen. Das Ziel der Akupunktur ist es, den Fluss des Qi an wichtigen „Meridianpunkten“ des Körpers zu korrigieren.
Dies ist die grundlegende Theorie der Akupunktur, aus der sich der westliche Ansatz entwickelt hat. Wenn Sie einen Akupunkteur in Europa oder den USA besuchen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er einen wissenschaftlichen Ansatz verfolgt – einen Ansatz, der auf medizinischer Forschung basiert, und nicht nur auf dem Konzept des Qi.
Vielleicht haben Sie auch schon von Akupressur gehört, die ebenfalls durch die Stimulation von Druckpunkten entlang der Meridiane funktioniert. Aber anstatt Nadeln zu benutzen, wird bei der Akupressur Druck mit den Händen und Fingern ausgeübt.
Sowohl Akupunktur als auch Akupressur sollen das zentrale Nervensystem beeinflussen und so bestimmten Patienten die dringend benötigte Schmerzlinderung verschaffen. Allerdings wird nach wie vor darüber diskutiert, ob diese alternativen Methoden zur Behandlung von Migräne tatsächlich wirksam sind oder nicht.
Wieso ist man sich nicht einig, ob Akupunktur bei Migräne funktioniert?
Ob Akupunktur bei Migräne wirklich funktioniert, ist schwer zu beweisen.
Wenn pharmazeutische Produkte getestet werden, beweisen Forscher ihre Wirksamkeit zumeist durch randomisierte, doppelblinde, placebo-kontrollierte Studien. An solchen Studien sollte eine große Gruppe von Personen teilnehmen, die nach dem Zufallsprinzip entweder einer Behandlungsgruppe oder einer Placebogruppe zugeordnet werden.
Placebo-Patienten erhalten eine Medikamentendosis, die genauso aussieht wie die, die den Patienten der Behandlungsgruppe verabreicht wird, aber keine Wirkstoffe enthält.
Die Studien sind doppelblind, wenn weder die Patienten noch die Ärzte wissen, welcher Gruppe sie zugeteilt wurden. Dadurch soll die Wirkung des Placebo-Effekts negiert werden, damit die tatsächliche Wirkung der Wirkstoffe beurteilt werden kann.
Doch bei Akupunktur ist das nicht möglich. Es gibt keinen vertrauenswürdigen Weg, ein Placebo einzusetzen.
Eine Möglichkeit besteht darin, die Placebogruppe mit „Scheinakupunktur“ zu behandeln. Dabei werden die Nadeln wesentlich weniger tief in die Haut eingeführt und auch nicht an den richtigen Akupunkturpunkten. Leider sind die Auswirkungen dieses Verfahrens nicht gut erforscht und somit unzuverlässig.
Ein weiterer Punkt ist, dass der Akupunkteur weiß, ob es sich um eine „Schein-“ oder eine „echte“ Behandlung handelt, was wiederum eine Beeinflussung ermöglicht.
Man kann zwar randomisierte und bis zu einem gewissen Grad placebo-kontrollierte Studien zur Akupunktur zu entwerfen, aber Doppelblindstudien sind im Grunde nicht möglich.
Diese Probleme bei der Planung zuverlässiger klinischer Studien erklären, warum die Beweisgrundlage für den Einsatz von Akupunktur bei der Migränebehandlung schwächer ist, als viele Mediziner es sich wünschen. Die Wirksamkeit der Akupunktur bei der Behandlung von Migränekopfschmerzen scheint jedoch viel vielversprechender zu sein.
Akupunktur kann Kopfschmerztage verringern
Man muss zunächst wissen, dass sich die Migräneforschung hauptsächlich auf die Frage konzentriert, ob Akupunktur zur Reduzierung der Häufigkeit von Migräne beitragen kann, und nicht darauf, ob Migräne dadurch weniger schmerzhaft wird.
In diesem Sinne fand eine 2009 durchgeführte Überprüfung von Studien – in denen „echte“ Akupunkturen gegen „Scheinverfahren“ getestet wurde – keinen Beweis dafür, dass die „echte“ Akupunktur bei der Behandlung von Migräne wirksamer ist als die „Scheintherapien“. Dennoch kam der Bericht zu dem Ergebnis, dass Akupunktur mindestens ebenso oder womöglich noch wirksamer ist als die übliche Behandlung mit Medikamenten. Wichtig ist, dass die Autoren auch darauf hingewiesen haben, dass Akupunktur weniger Nebenwirkungen hat als pharmazeutische Ansätze.
Einfach ausgedrückt: Akupunktur schadet nicht und stellt im Vergleich zu Arzneimitteln eine sicherere Alternative dar.
Eine 2012 durchgeführte Studie ergab erneut, dass Patienten, die irgendeine Form von Akupunktur erhielten – wobei die Wirkung der „Schein-“ und „echten“ Akupunktur ähnlich war – weniger Kopfschmerztage hatten als Patienten, die überhaupt keine Akupunktur erhielten.
Vor kurzem wurde in einer weiteren 24-wöchigen Studie festgestellt, dass die längerfristigen Auswirkungen von Akupunktur auf Migräne beachtenswert sind. In dieser Studie wiesen Patienten, die vier Wochen lang mit Akupunktur behandelt wurden, in den folgenden 20 Wochen weniger Anfälle auf. Interessanterweise fanden die Forscher in dieser Studie heraus, dass die Behandlung mit „echter“ Akupunktur wirksamer war als sowohl eine „Scheinbehandlung“ als auch überhaupt keine Behandlung.
Das Fazit? Es ist schwierig, mit Gewissheit zu sagen, ob Akupunktur bei Migräne wirksam ist oder nicht. Das liegt vor allem daran, dass es in den Augen der medizinischen Forschung keine Möglichkeit gibt, die Wirkung einer „echten“ Behandlung mit einem Placebo zu vergleichen.
Abgesehen davon schadet die Akupunktur sicher nicht. Und vielleicht fühlen Sie sich danach tatsächlich besser.
Ist Akupunktur für Sie und Ihre Migräne geeignet?
Wenn Sie häufig unter Migräne leiden und nach Mitteln zur Reduzierung Ihrer Kopfschmerztage suchen, könnte sich ein Besuch beim Akupunkteur lohnen. Dies gilt insbesondere dann, wenn andere Behandlungsmethoden keine Wirkung zeigen.
Die Behandlung ist sicher, und es treten, wenn überhaupt, nur leichte Nebenwirkungen auf. Natürlich kann es an bestimmten Einstichstellen zu leichten Blutergüssen, Blutungen oder Schmerzen kommen, aber das ist kein Grund zur Sorge. Nach der Behandlung können Sie für eine kurze Zeit schläfrig sein. Vermeiden Sie es also, sofort Auto zu fahren oder einer anstrengenden Tätigkeit nachzugehen.
Selbstverständlich sollten Sie nur einem gut ausgebildeten Akupunkteur vertrauen, der sterile Techniken zur Vermeidung von Infektionen einsetzt.
Gelegentlich – und dies ist erwähnenswert – berichten einige Menschen, dass sich ihre Migränesymptome nach der Behandlung für ein oder zwei Tage verschlimmern, sie sich dann aber in der Regel langfristig deutlich besser fühlen. Denken Sie daran, dass Sie bei Zweifeln bezüglich einer Migränebehandlung immer mit Ihrem Arzt sprechen können: Er wird Ihnen bei der Entscheidung helfen, was für Sie geeignet ist und was nicht.
Weitere Ratschläge zu alternativen oder pharmazeutischen Migränebehandlungen finden Sie in unserem Blog.