Während der Schwangerschaft kommt es zu großen Veränderungen im Körper (um es milde auszudrücken!).
Und während Sie auf einen gesunden Blutdruck, die richtige Ernährung, viel Ruhe und genügend sanfte Bewegung achten, wollen Sie sich nicht auch noch Sorgen über Migräne machen müssen.
Die gute Nachricht ist: 50 bis 80 % aller Migränepatientinnen beobachten einen Rückgang der Anzahl der Migräneanfälle während der Schwangerschaft.
Das heißt aber nicht zwangsweise, dass die Migräne ganz verschwinden wird. Außerdem gibt es noch die anderen 20 bis 30 %, bei denen die Migräneanfälle gleich bleiben oder sich sogar noch geringfügig verschlimmern.
Wie auch bei gewöhnlicher Migräne gibt es eine Reihe von sicheren Behandlungsmöglichkeiten bei Schwangerschaftsmigräne. Dazu gehören auch arzneimittelfreie Alternativen, ebenso wie das Vermeiden häufiger Auslöser.
Zur Behandlung der Schwangerschaftsmigräne muss man natürlich zunächst ein wenig mehr darüber wissen. Fangen wir also damit an…
Wie fühlt sich Migräne in der Schwangerschaft an?
Wenn Sie unter Migräne leiden wird diese mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch während der Schwangerschaft auftreten. Dennoch kann es sein, dass sie weniger schmerzhaft oder seltener auftritt als früher.
Während der Schwangerschaft durchläuft Ihr Körper verschiedene hormonelle Veränderungen, wie z.B. einen drastischen Anstieg des Östrogenspiegels und einen Abfall des Progesteronspiegels.
Bei vielen Frauen kann ein niedriger Östrogenspiegel einen Migräneanfall auslösen. Der Anstieg des Östrogens – das produziert wird, damit Gebärmutter und Plazenta Nährstoffe an den Fötus abgeben können – ist damit der Grund dafür, dass Migräne für einige Frauen während der Schwangerschaft leichter zu bewältigen ist.
Aber diese Auszeit wird nicht allzu lange dauern. Sobald sich der Hormonspiegel nach der Geburt wieder ausgleicht, kann die Migräne wieder wie vor der Schwangerschaft auftreten – vor allem in den ersten Monaten, wenn auch der Prolaktinspiegel ansteigt.
Weniger und schwächere Migräne kann auch auf die Produktion von Endorphinen – natürliche schmerzlindernde Hormone – im Körper zurückzuführen sein. Während sich Ihr Körper auf die Geburt vorbereitet, können Endorphine auch dazu beitragen, dass sich die Migräne weniger schmerzhaft anfühlt.
Zudem verzichtet die Mehrheit der Schwangeren auf Alkohol und isst während der Schwangerschaft bewusst gesünder. Diese veränderten Lebensgewohnheiten verringern das Risiko, dass die üblichen Migräneauslöser Probleme verursachen.
Aber wie wahrscheinlich ist es, dass Sie in der Schwangerschaft unter Migräne leiden werden?
Laut dem US-amerikanischen Migraine Trust ist die Wahrscheinlichkeit eines Fortbestehens der Migräne während der Schwangerschaft größer, wenn Sie unter Migräne mit Aura leiden. Und wenn Sie während der Schwangerschaft zum ersten Mal einen Migräneanfall erleben, ist es wahrscheinlicher, dass er Aurasymptome mit sich bringt.
Wenn Sie dagegen zu Migräne ohne Aura neigen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Ihre Anfälle während der Schwangerschaft nachlassen – dies gilt insbesondere dann, wenn Sie unter menstrueller Migräne leiden.
Wir sprechen immer wieder von „Symptomen“ der Migräne in der Schwangerschaft, aber worum handelt es sich dabei? Unterscheidet sich diese Form von anderen Arten von Migräne?
Was sind die Symptome einer Migräne in der Schwangerschaft?
Sie können eine Schwangerschaftsmigräne leicht erkennen, denn sie fühlt sich ähnlich an wie andere Migräneanfälle, die Sie in der Vergangenheit erlebt haben.
Wenn bei Ihnen Migräne mit Aura diagnostiziert wurde, können Sie mit einigen oder allen der folgenden Symptome vor den Kopfschmerzen rechnen:
- Sehstörungen, einschließlich blinder Flecken, farbiger Punkte und Zickzacklinien, verschwommenes Sehen und möglicher teilweiser oder sogar vollständiger Sehverlust
- Sensibilitätsstörungen, wie z.B. vorübergehende Taubheit oder ein Kribbeln in den Gliedmaßen
- Schwierigkeiten beim Sprechen, einschließlich undeutlicher Sprache
- Schwindel oder Gleichgewichtsverlust
Darauf folgen in der Regel pochende Kopfschmerzen. Es kann auch zu Übelkeit und Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen kommen.
Wenn Ihre reguläre Migräne häufiger ohne Aurasymptome auftritt, dann wird Ihre Schwangerschaftsmigräne sehr wahrscheinlich ebenso verlaufen. Die Hauptsymptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit und erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht und Lärm.
Unabhängig davon, ob Sie während der Schwangerschaft unter Migräne mit oder ohne Aura leiden, ist Schwindel kein willkommenes Gefühl. Um das Risiko einer Ohnmacht oder eines Sturzes zu vermeiden, sollten Sie sich unbedingt hinsetzen und sich ausruhen, sobald Ihre Migränesymptome auftreten.
Migränesymptome können während der Schwangerschaft besonders aus zwei Gründen Sorgen verursachen, nämlich Präeklampsie und Eklampsie, in der Vergangenheit auch Schwangerschaftsvergiftung genannt. Verursacht durch gefährlich hohen Blutdruck, können sowohl Präeklampsie als auch Eklampsie Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit (häufige Migränesymptome) verursachen.
Wenn Ihre Kopfschmerzen mit Schwellungen der Arme oder des Gesichts, Bauchschmerzen, Blut im Erbrochenen oder Urin einhergehen, suchen Sie sofort einen Arzt auf. Dies sind keine Migränesymptome und erfordern fachkundige Behandlung.
Ist Migräne in der Schwangerschaft schädlich für mein Baby?
Kurz gesagt: nein. Ganz gleich, an welcher Art von Migräne Sie leiden, sie hat keine direkten negativen Auswirkungen auf Ihr Baby.
Kopfschmerzen können für Ihr Kind nur dann schädlich werden, wenn sie auf eine andere Krankheit hindeuten. Wenden Sie sich an Ihren Arzt, wenn:
- Ihre Kopfschmerzen länger als ein paar Stunden anhalten oder häufig wiederkehren,
- Sie Fieber entwickeln, oder
- wenn Sie eines der oben aufgeführten Symptome einer Präeklampsie und Eklampsie aufweisen.
Obwohl Migräne für Ihr Kind kein Risiko darstellt, ist es natürlich für Sie sehr unangenehm. Glücklicherweise gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, Migräne während der Schwangerschaft sicher zu behandeln…
Behandlung von Migräne in der Schwangerschaft
Bei der Behandlung von Schwangerschaftsmigräne stehen Ihnen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Welche davon Sie wählen, hängt von Ihren individuellen Wünschen und Bedürfnissen ab:
Medikamente
Generell sollten Schmerzmittel und andere Medikamente während der Schwangerschaft so weit wie möglich vermieden werden.
Beispielsweise wurde inzwischen die Einnahme von Paracetamol (das lange als sicher galt) während der Schwangerschaft mit Verhaltensproblemen wie ADHS sowie mit Entwicklungsverzögerungen bei Kindern in Verbindung gebracht. Wenn Sie auf Medikamente zurückgreifen möchten, sollten Sie daher auf jeden Fall mit Ihrem Arzt sprechen.
Es ist bekannt, dass nichtmedikamentöse Alternativen, wie z.B. Magnesium, Migräneschmerzen lindern können. Magnesium darf während der Schwangerschaft angewendet werden und kann zur Entspannung der Muskeln, zur Verringerung von Entzündungen und zur Beruhigung des Nervensystems beitragen.
Änderung der Lebensweise
Es dürfte Sie freuen zu hören, dass selbst kleine Änderungen Ihres Tagesablaufs zur Bewältigung einer Schwangerschaftsmigräne beitragen können.
- Versuchen Sie, sich gut zu ernähren und ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Sie können Ihrem Wasser Elektrolyte hinzufügen, wenn Sie sich schwertun, den ganzen Tag über genug zu trinken. Die meisten Frauen vermeiden Alkohol während der Schwangerschaft ohnehin, aber wenn Sie unter Schwangerschaftsmigräne leiden, besteht ein noch größerer Anreiz, alkoholische Getränke wegzulassen.
- Achten Sie auf ausreichenden Schlaf und halten Sie sich an eine möglichst genaue Schlafroutine (das kann natürlich schwierig sein, wenn Sie bereits Mutter von kleinen Kindern sind!).
- Machen Sie leichte, entspannende Übungen, wie z.B. Yoga und Atemübungen. Natürlich gibt es einige Yogastellungen, die während der Schwangerschaft nicht geeignet sind. Suchen Sie deshalb immer einen qualifizierten Yogalehrer auf und informieren Sie ihn darüber, wie weit Ihre Schwangerschaft fortgeschritten ist.
- Lernen Sie, Ihre Migräneauslöser zu erkennen und zu vermeiden. Sie sollten darüber nachdenken, ein Migräne-Tagebuch zu führen und die auftretenden Muster zu verfolgen. Vielleicht reagieren Sie empfindlich auf bestimmte Nahrungsmittel, Gerüche oder Stress?
Der erste Schritt zur richtigen Behandlung ist immer, sich gut zu informieren. Scheuen Sie sich nicht, Ihren Arzt um medizinische Hilfe während Ihrer Schwangerschaft zu bitten, und lesen Sie sich gerne auch unseren Migräne-Blog in Ruhe durch. Herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft!