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Asger Hee Stjernholm, MSc

Welche Arten von Migräneprophylaxe gibt es und wie effektiv sind sie?

Bei Migräne hilft das Behandeln der Symptome oft nur bis zu einem gewissen Punkt. Natürlich können die Kopfschmerzen oder die Übelkeit meist zumindest gelindert werden, aber idealerweise sollte die Migräne überhaupt vermieden werden.

Hier kommt Migräneprophylaxe ins Spiel. Die Vorbeugung von Migräne beinhaltet gewisse Behandlungen, die verhindern, dass die Migräne überhaupt erst auftritt.

Es handelt sich dabei also um etwas anderes als die pharmazeutische Akutbehandlung, die nur dann angewendet wird, wenn die Migränesymptome auftreten. Das Ziel von Prophylaxe ist es, die Häufigkeit und/oder Stärke der Migräne zu reduzieren.

Wenn Sie also an häufiger oder chronischer Migräne leiden, dann könnte Prophylaxe die richtige Lösung für Sie sein. Im Nachfolgenden haben wir die bekanntesten Prophylaxe-Möglichkeiten für Sie zusammengefasst.

Für wen eignet sich Prophylaxe?

Wenn Sie an chronischer Migräne leiden, nehmen Sie vielleicht schon vorbeugende Medikamente oder haben zumindest mit Ihrem Arzt darüber gesprochen.

Der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft zufolge müssen für chronische Migräne mindestens 15 Kopfschmerztage pro Monat vorliegen, über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten. Von den Kopfschmerztagen müssen zumindest acht Migränetage sein.

Da chronische Migräne das Leben stark beeinträchtigen kann, greifen viele Patienten zu Akutmedikation wie z. B. Ibuprofen. Das Problem dabei: ein Zuviel an Schmerzmitteln kann zu einer Verschlimmerung der Kopfschmerzen führen, Medikamentenübergebrauchskopfschmerz oder MÜK genannt. Deshalb ist Migräneprophylaxe oft besser für chronische Patienten geeignet: die Einnahme von Akutmedikation kann so reduziert werden.

Wenn Sie zwar nicht unter chronischer Migräne leiden, aber dennoch mit wiederkehrenden Anfällen zu kämpfen haben, leiden Sie an episodischer Migräne. Bei häufigen Attacken können auch hier vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden.

Warum Prophylaxe anstelle von Akutbehandlung verwenden?

Wie bereits erwähnt, verlassen sich viele Leute, die an chronischer oder häufiger episodischer Migräne leiden, auf pharmazeutische Akutbehandlungen. Aber diese sollten nicht öfter als an zwei Tagen pro Woche angewendet werden.

Je mehr Medikamente Sie einnehmen, desto größer ist die Gefahr von Nebenwirkungen, unter anderem auch Medikamentenübergebrauchskopfschmerz.

MÜK tritt auf, wenn die Schmerzrezeptoren im Gehirn beeinflusst werden. Das kann zu dauerhaften Kopfschmerzen führen. Und der Entzug von Schmerzmitteln kann genauso unangenehm sein, da sich die Symptome zuerst verschlimmern. Es ist also wie ein Teufelskreis!

Prophylaxe bietet eine Alternative dazu. Allerdings kann es bis zu drei Monate dauern bis sie Wirkung zeigt, und sie ist – je nach Behandlung – auch nicht immer nebenwirkungsfrei.

Welche Arten von Migräneprophylaxe gibt es?

Die meisten Behandlungen, die zur Vorbeugung von Migräne, wurden zuerst für eine andere Anwendung entwickelt. Dazu gehören Botox®, Beta-Blocker, Antidepressiva und Antiepileptika.

Prophylaxemedikamente werden normalerweise mit einer geringen Dosis begonnen und dann langsam gesteigert. Generell wird empfohlen, die maximal verträgliche Dosis mindestens drei Monate lang anzuwenden, bevor man die Wirkung beurteilt.

Aber wie stellt man fest, ob eine Prophylaxe wirkt?

Eine Prophylaxe ist dann wirksam, wenn sie sowohl die Schwere der Symptome als auch die Häufigkeit der Anfälle zumindest halbiert.

Sobald Sie mit vorbeugenden Maßnahmen begonnen haben, wird Ihr Arzt die Wirkung in regelmäßigen Abständen überprüfen. Abhängig von der Verträglichkeit wird man Ihnen vielleicht raten, die Behandlung nach einem halben oder einem Jahr langsam wieder abzusetzen.

Schauen wir uns nun also die verschiedenen Prophylaxe-Möglichkeiten an!

Botox®

Botox® (Botulinumtoxin A) ist ein Toxin, das von einem Bakterium namens Clostridium botulinum produziert wird.

Wenn eine geringe Menge davon in die Haut injiziert wird, kann Botox® bei der Faltenminderung helfen. Es wirkt sich dabei auf die Nerven aus und führt eine Entspannung der Muskeln herbei. Der Gedanke, das Botox® durch Muskelentspannung auch Migräne verhindern kann, ist naheliegend, aber tatsächlich liegt die Wirkung eher in der Unterdrückung der Übermittlung von Schmerzsignalen (obwohl die Entspannung der Muskeln auch vorteilhaft ist).

Wenn Botulinumtoxin A zur Vermeidung von Migräne eingesetzt wird, wird es im Kopf- und Schulterbereich injiziert. Ob es funktioniert? Einer Studie zufolge gaben fast 50% der Botox®-Nutzer an, dass sich die Häufigkeit ihrer Kopfschmerzen nach zwei Behandlungen fast halbiert hat. Nach fünf Behandlungen waren es fast 70% der Teilnehmer.

Natürlich ist zu bedenken, dass die Behandlung auch Nebenwirkungen hat, wie Schmerzen an der Einstichstelle und Muskelschwäche. Manche sind auch allergisch gegen das Toxin, was Sie auf jeden Fall vor der Behandlung ausschließen sollten.

Beta-Blocker

Beta-Blocker werden oft zur Behandlung von hohem Blutdruck eingesetzt, aber sie können ebenso als Migräneprophylaxe verwendet werden. Beta-Blocker reduzieren die Aktivität in bestimmten Gehirnzellen; neuere Studien zeigen, dass sie wiederkehrende Migränekopfschmerzen um 1.5 Kopfschmerztage im Monat reduzieren können.

Beta-Blocker zur Behandlung von Migräne sind z. B. Propranolol, Metoprolol, Atenolol, Nadolol, Timolol und Bisoprolol.

Häufige Nebenwirkungen sind Schwindel, Übelkeit und Schlafstörungen. Aber auch schwerere Nebenwirkungen sind möglich, was eine stetige ärztliche Überwachung erforderlich macht. Beta-Blocker sollten nicht von Asthmapatienten angewendet werden.

Antidepressiva

Das Antidepressivum Amitriptylin kann zur Vorbeugung von Migräne eingesetzt werden. Es wirkt sich auf die Serotoninrezeptoren (5-HT) im Gehirn aus. Serotonin spielt eine wichtige Rolle bei der Schmerzverarbeitung im Gehirn. Zusätzlich fördert ein erhöhter Serotoninspiegel das Wohlbefinden.

Amitriptylin kann zu Schläfrigkeit führen und sollte daher am besten vor dem Zubettgehen genommen werden. Weitere Nebenwirkungen beinhalten Verstopfung, Schwindel und einen trockenen Mund. Amitriptylin sollte nicht von Personen mit Herz-, Leber- oder Nierenproblemen genommen werden.

Nebenwirkungen können auch bei der plötzlichen Absetzung des Medikaments auftreten, Sie sollten daher immer zuerst mit Ihrem Arzt sprechen, bevor Sie mit der Einnahme aufhören.

Studien zeigen einerseits, dass Antidepressiva zwar wirksam bei der Behandlung von Migräne sind, die Nebenwirkungen aber sehr stark sein können. Daher sollten nach Möglichkeit zuerst andere Maßnahmen ergriffen werden.

Antiepileptika

Natriumvalproat, Topiramat und Gabapentin sind Antikonvulsiva die auch zur Behandlung von Migräne eingesetzt werden können. Sie sollten die Übermittlung von Schmerzsignalen im Gehirn reduzieren, und Forscher haben herausgefunden, dass Medikamente wie Valproat Migräneanfälle um bis zu 50% reduzieren können. Allerdings kann es mehrere Monate dauern bis man die Wirkung bemerkt.

Häufige Nebenwirkungen beinhalten Schläfrigkeit, Durchfall und Übelkeit. Ihr Arzt wird das Auftreten dieser und anderer schwererer Nebenwirkungen überwachen.

Natriumvalproat kann bei ungeborenen Kindern Entwicklungsstörungen hervorrufen und sollte daher nicht von schwangeren Frauen angewendet werden.

CGRP-Antikörper

Ein Wirkstoff wurde vor kurzem speziell für die Prophylaxe von Migräne entwickelt: CGRP-Antikörper.

Diese Antikörper werden injiziert und binden sich entweder an CGPR-Moleküle (Calcitonin Gene-Related Peptide) oder blockieren ihre Rezeptoren. Dadurch werden die CGRP-Moleküle ‘deaktiviert’ und können so nicht bei einer Migräneattacke durch die Nerven freigesetzt werden.

CGRP-Antikörper werden normalerweise alle ein bis drei Monate injiziert. Studien haben gezeigt, dass sie sowohl bei der Reduktion der Schwere als auch der Häufigkeit von Migräneattacken effektiv sind.

Allerdings sind diese Antikörper sehr teuer und werden nur bei schwerer chronischer Migräne verschrieben. Wie neuere Studien zeigen, bleiben die CGRP-Antikörper auch hinter den Erwartungen zurück, und wirken nur bei einem von sechs Patienten.

Ihr persönlicher Plan für den Umgang mit der Migräne

Obwohl Prophylaxe eine gute Alternative für chronische Patienten darstellen kann, gibt es nicht den einen ‘richtigen’ Behandlungsplan.

Daher ist es wichtig, dass Sie als Migränepatient die für Sie und Ihre individuellen Symptome richtige Behandlung finden. Das kann entweder vorbeugende Medikamente oder Akutmedikation oder beides beinhalten, wie auch andere nicht-pharmazeutische Maßnahmen.

Das Identifizieren und Vermeiden von Triggern sowie ein gesunder Lebensstil können ebenso eine Menge bewirken. Auch hier ist es wichtig, dass Sie auf Ihre individuellen Umstände eingehen.

Arbeiten Sie immer mit Ihrem Arzt zusammen wenn Sie einen neuen Behandlungsplan zusammenstellen und achten Sie besonders darauf, wie sich verschiedene Behandlungen gegenseitig beeinflussen können.

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